Das Reich der Tränen Janine Wilk (Autorin), Karin Lindermann (Illustratorin) Thienemann Verlag, zu kaufen hier 1. Auflage (14.02.2014) 224 Seiten, 147 x 210mm Hardcover mit schwarz/weißen Illustrationen ISBN 978-3-522-18389-5 ab 11 Jahren |
Immer wenn Mia Tränen in die Augen steigen, verlässt sie die Realität und findet sich im Reich der Tränen wieder – einer Welt mit blühenden Landschaften und Mias treuesten Freunden. Doch die Herrscherin dieses Reichs, Königin Zenoide, trachtet ihr nach dem Leben. Während Mia versucht, ihren Freund Goldiur aus dem Kerker der Königin zu befreien, findet sie heraus, dass das Reich der Tränen sehr eng mit ihrem wahren Leben verwoben ist – und sie sich in der Realität längst in den Fängen der bösen Königin befindet.
Zugegeben, zu Beginn des Lesens hielt ich „Das Reich der Tränen“ nur für eine Mischung aus verschiedenen anderen Werken. Und tatsächlich besitzt es zahlreiche Einflüsse und Elemente von Werken wie „Schneewittchen“, „Der Zauberer von Oz“, „Die unendliche Geschichte“ und vielem mehr. Dies zeigt sich auch vor jedem neuen Kapitel. Denn einem jeden werden einleitende Textauszüge aus anderen Büchern (wie z.B. „Der kleine Prinz“ oder „Momo“) vorangestellt. Die Erlebnisse der Protagonistin Mia im Reich der Tränen - im Gegensatz zur Rahmenhandlung in der wirklichen Welt –werden, ähnlich der „Unendlichen Geschichte“ stets in einem Grauton dargestellt. Doch je mehr der insgesamt 224 Seiten ich las, desto mehr fieberte ich mit der kleinen Mia – einem intelligenten Mädchen mit viel Fantasie, dem es trotz einer gewalttätigen Mutter gelingt das Gute in der Welt zu sehen und für sich zu bewahren - mit. Während des Lesens war ich fröhlich, traurig, wütend, hoffnungsvoll, ergriffen und letztlich dem „Reich der Tränen“ völlig ergeben. Mia zeigt uns, wie sie neben ihrem schwierigen Leben auch Freude empfinden kann und lehrt dabei wichtige Lektionen: Freude, Achtsamkeit, Liebe… und mehr. Und am Ende des Buches kommt man wohl nicht umhin Meister Animus – eine der vielen wunderbaren Figuren – zuzustimmen: „Mit jedem Buch, jeder noch so kleinen Geschichte, die du liest, vergrößert du dieses Reich […]“. Durch diesen Fundus zahlreicher Werke hat auch die Autorin Janine Wilk ihr eigenes Buch geschaffen.
„Das Reich der Tränen“ ist für mich kein Kinderbuch, sondern vielmehr ein „modernes Märchen“ für Erwachsene, das zum Nachdenken anregt. Wilk zeigt nachvollziehbar die Problematik eines Mädchens inmitten einer von häuslicher Gewalt geprägten Familie, das ihre Fantasie nutzt, um aus der Traurigkeit heraus in ihre ganz eigene Welt zu flüchten. Denken wir doch nur mal an uns selbst – wie wir heute vielleicht noch sind, als Kinder jedoch aber gewiss waren: Malt/e sich nicht jeder seine eigene Welt? Mia flüchtet sich ins „Reich der Tränen“, in dem sie ihre Erfahrungen verarbeiteten kann und zur Heldin ihrer eigenen Geschichte, in der es viele Parallelen zu ihrem wahren Leben gibt, wird. Dies gibt ihr die nötige Kraft, um auch im wahren Leben stark zu bleiben. Obwohl das Buch zeitweise sehr traurig ist und man am liebsten hineinspringen würde, um die ein oder andere Figur einmal kräftig durchzuschütteln, wird man am Ende doch durch einen schönen Epilog mit Happy End, der Mut macht, versöhnt.
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